Porträts
Abhängige beraten
Ulla Drücks-Büning unterstützt Suchtkranke und deren Angehörige.
Ich habe eine halbe Stelle bei der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige der Caritas in Gelsenkirchen. An einem normalen Vier-Stunden-Tag führe ich meist drei Beratungsgespräche, dazu kommen Vor- und Nachbereitung, Berichte und Gespräche mit meinen beiden Kollegen. Zwischendurch machen wir auch telefonische Erstberatungen, aber persönliche Gespräche sind das Wichtigste. Zuerst klären wir ab, was der Klient möchte und was wir ihm bieten können. Dann führen wir meist einmal die Woche Therapiegespräche, manchmal zehnmal, manchmal über ein ganzes Jahr. Dafür braucht man viel Einfühlungsvermögen und Geduld, man muss den Leuten helfen, sich selbst weiterzuentwickeln. Wenn ein Klient es aber nicht schafft, trocken zu bleiben, vermitteln wir auch stationäre Therapien in Kliniken. Wichtig ist auch, die Angehörigen einzubeziehen, dabei kommen mir meine Fortbildungen in Familien- und systemischer Therapie zugute. Rückfälle sind normal, aber ich finde es sehr schwer mitzuerleben, wie jemand viele Versuche macht und sich doch immer weiter selbst zerstört. Aber es ist toll zu sehen, wie viele Klienten wachsen und ihr Problem offen angehen. Jeder Fall ist anders, das macht meine Arbeit auch nach über zehn Jahren für mich spannend.
Benachteiligte begleiten
Carmen Lüger bereitet Jugendliche auf den Berufseinstieg vor.
Ich arbeite ganztags im Jugendsozialzentrum des Service Civil International in Moers. Wir wollen Jugendliche ohne Schulabschluss, mit familiären oder anderen Problemen in die Arbeitswelt integrieren. Unsere beiden Werkleiter vermitteln ihnen Arbeitstechniken und -strukturen in unseren Holz- und Farbwerkstätten, ein Stützlehrer gibt Mathe-, Deutsch- und Fachkundeunterricht. Meine Aufgabe ist die persönliche Weiterentwicklung und Integration der 16 Jugendlichen. Wir im Team erstellen gemeinsam einen Förderplan mit Zielen für jeden Einzelnen, den wir alle zwei Monate in Absprache mit dem Jugendlichen weiterentwickeln. Bei Konflikten versuche ich zu schlichten, im Bedarfsfall stelle ich den Kontakt zu anderen Beratungsstellen her, etwa bei Drogenproblemen. Ich spreche auch mit den Eltern und halte Kontakt zur Berufsschule und zum Arbeitsamt. Außerdem organisiere und betreue ich Praktika für die Jugendlichen. Schön ist es, wenn ein Jugendlicher nach dem Maßnahmejahr eine Ausbildungsstelle bekommt. Aber man muss seine Erfolgsvorstellungen schon sehr herunterschrauben. Schwierig finde ich es, zu manchen Teilnehmern einen Zugang zu finden, die keine guten Erfahrungen mit Autoritäten gemacht haben. Da braucht man schon ein dickes Fell. Um in schwierigen Fällen weiterzukommen, möchte ich eine Weiterbildung im psychologisch-therapeutischen Bereich machen.
Behinderte betreuen
Christiane Ziehm kümmert sich um schwerstbehinderte autistische Kinder und Jugendliche.
Ich arbeite in einem Wohnheim, das zu den von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel gehört. In dem Team bin ich die einzige Sozialpädagogin, habe aber eine Erzieherinnen-Stelle. Meine Kollegen sind Erzieher, eine Altenpflegerin, eine Krankenschwester und eine Heilerziehungspflegerin.Wenn ich morgens Schicht habe, wecke ich die Kinder, wechsle ihre Windeln, wasche sie und unterstütze sie beim Frühstück. Danach werden sie vom Schulbus abgeholt, und ich räume auf. Manchmal kaufe ich auch Kleidung oder erledige Verwaltungsangelegenheiten am PC. Meist habe ich aber nachmittags Dienst, dann kümmere ich mich um das Freizeit- und Förderprogramm. Wir gehen spazieren oder in den Garten, üben manuelle Tätigkeiten wie Schrauben drehen oder Socken zusammenfalten. Gut wäre es, wenn die Jugendlichen später in einer Werkstatt arbeiten könnten, aber die meisten werden das nicht schaffen. Von allein würden sie gar nichts machen oder nur stereotype Bewegungen ausführen. Keiner kann sprechen, sie reagieren kaum auf andere Menschen. Einige sind manchmal aggressiv, dann muss ich sie beruhigen, etwa durch Umarmungen oder indem ich sie in einem reizarmen Raum allein lasse.In einem solchen Job ist ein gutes Team sehr wichtig, man muss selbstbewusst und sicher sein, aber auch selbstkritisch und offen und sich auch über kleinste Erfolge freuen, zum Beispiel wenn ein Kind Nähe sucht. Eigentlich müssen Sozialpädagogen ständig an sich weiterarbeiten.